Spätestens nach unserem Urlaub in Irland mit dem günstigen aber einfachen Wicked Camper stand der Entschluss fest. Es musste ein eigener Camper her.

Hört sich nach einer einfachen Aufgabe an? Weit gefehlt. Natürlich hat man Anfangs all die schönen Bilder von Instagram oder YouTube im Kopf. Mit dem eigenen VW Bus am Strand stehen. Aber was ist wenn man mal länger außerhalb eines regulären Campingplatzes bleiben möchte? Auf engstem Raum zusammen? Da möchte man doch ab und zu mal duschen. Allein um den/die Mitbewohner/In nicht zu einer spontanen Trennung zu verleiten. Und seine Notdurft immer nur im Freien in einem Gebüsch oder sonstigem Versteck zu verrichten ist weder toll noch gehört sich das. Also müssen Toilette und Dusche in den Camper. Während ersteres noch in Form eines Porta Potti (*) in einem kleineren Campingbus unterzubringen ist, wird es bei einer Indoor Dusche schon schwieriger. Immer mehr Einbauideen schossen uns durch den Kopf. Manche sinnvoll und manche… nun ja weniger.

Also ging es erst einmal daran eine Wunschliste der Ausstattung zu erstellen. Was muss unbedingt in den Camper, was wäre nett und auf was können wir verzichten. Und hier lernt man direkt etwas sehr wichtiges: Wenn man versucht sein Leben oder auch nur einen Teil davon auf engstem Raum unterzubringen muss man Kompromisse eingehen. Man muss sehr genau überlegen was wirklich notwendig ist. Will man den kompletten Komfort einer Wohnung mitnehmen endet man schnell bei einem riesigen Expeditionsmobil. Das entsprach aber weder unseren Vorstellung noch unserem Budget. Hier also die entscheidende Frage: Wie groß soll er denn werden, der Camper? Wir wollen eine Indoor-Dusche, eine Toilette, ein festes Bett und einen kleinen Küchenbereich.

Küchen finden in den kleinsten Campern Platz und sind sehr flexibel was die Gestaltung angeht. Schwieriger wird es bei der Dusche. Um diese einzubauen rechnen wir mit einer Grundfläche von bis zu 70×70 cm. Genauso viel noch einmal für eine Sitzgelegenheit. Eine zweite Person könnte auf einem drehbaren Vordersitz Platz nehmen. Den größten Platz dürfte aber das Bett einnehmen. Hier wollen wir eigentlich keine Kompromisse eingehen und ein festes Bett mit Matratze installieren. Wir haben keine Lust jeden Morgen und Abend das Bett umzubauen. Da wir beide recht groß sind benötigen wir eine Mindestlänge von 195 cm. Natürlich würde ein Quereinbau eine Menge Platz sparen, das ist aber in vielen Transportern, besonders bei den beliebten Mercedes Sprinter oder VW Crafter nicht möglich. Unnützes Wissen am Rande: Diese beiden Fahrzeuge waren in den Baujahren 2006 bis 2016 baugleich und unterschieden sich praktisch nur im Bereich des Kühlergrills und der Scheinwerfer. Anders sieht es bei der Fiat Ducato Baureihe (mit den baugleichen Citroen Jumper Peugeot Boxer oder dem hierzulande seltenen Ram ProMaster) aus. Diese Modelle besitzen eine Fahrzeugbreite, welche einen Quereinbau auch für unsere Größe knapp ermöglicht. Die Lösung für alles ist aber immer einfach mehr Länge. Bei einem Crafter/Sprinter müsste es also mindestens das Maß L3 sein während bei den Fiats und seinen Brüdern notfalls auch ein L2 tun würde. Mehr Platz ist natürlich immer gut aber zu lang soll der Camper dann auch nicht werden. Schliesslich möchte man ja auch mal ein paar enge und kurvige Straßen befahren. Bereits in Irland hatten wir einen Vorgeschmack darauf bekommen, was uns da erwarten könnte. Außerdem können mögliche Fähr- und Mautkosten schnell teuer werden, da diese sich oft nach Fahrzeuglänge berechnen.

Mercedes Sprinter L3H2

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Höhe. Da wir im Camper gerne einigermaßen gut stehen möchten ist hier das Höhenmaß H2 für alle moderneren Transport das Minimum. Schließlich will man sich ja wohlfühlen wenn man sich länger im Fahrzeug aufhalten muss falls das Wetter draußen nicht mitspielt. Und nur gebückt oder im Sitzen zu kochen ist machbar aber nicht sonderlich bequem.

Kommen wir schließlich zur letzten Entscheidung: dem Fahrzeugalter. Soll es einer der bereits genannten modernen Transporter werden oder lieber ein klassisches Modell? Natürlich bieten die Transporter aus dem 21. Jahrhundert viele Annehmlichkeiten wie besseren Komfort, mehr Leistung, geringere Lautstärke und weniger Verbrauch. Außerdem ist die Ersatzteilversorgung meist kein Problem. Und der Markt für diese Fahrzeuge ist riesig und die Auswahl dementsprechend groß. Trotzdem haben wir auch ältere Fahrzeug im Blick. Allein der einzigartige Charme der Klassiker macht einige Nachteile wieder wett. Und es gibt auch Vorteile. Der Wert eines guten Umbaus kann eigentlich nur steigen, die Technik ist einfach und damit auch leicht zu reparieren. Und ab einem Alter von 30 Jahren kann man (unter bestimmten Voraussetzungen) das Fahrzeug als Oldtimer anmelden und so Kosten bei Steuer und Versicherung sparen. Uns gefallen besonders die LT-Reihe von Volkswagen oder ein T2 von Mercedes. Dieser ist auch als DüDo bekannt da er bis Anfang der 90er Jahre unter anderem im Düsseldorfer Werk gebaut wurde. Und gerade bei diesen beiden Modellen ist auch die Ersatzteilversorgung noch kein Problem. Leider legt man für gut erhaltene oder restaurierte Fahrzeuge mittlerweile eine Menge Geld auf den Tisch. Da ist man dann auf Glück wie z.B. einen Scheunenfund angewiesen oder man ist in der Lage selbst zu restaurieren. Ein Tipp hier sind übrigens Fahrzeug von Behörden und Hilfsorganisationen (Rotes Kreuz, THW etc.). Diese sind oft gut gewartet und weisen trotz des Alters geringe Kilometerleistungen auf.

VW LT 28

Eines haben aber alle diese Fahrzeuge gemeinsam: sie werden praktisch ausnahmslos von Dieselmotoren angetrieben. Und damit haben wir in Zeiten von Dieselfahrverboten einen der größten Knackpunkte. Da wir uns bereits jetzt zumindest teilweise in einer Verbotszone (Köln) bewegen, ist eine Anschaffung ohne verlässliche Informationen reines Glücksspiel. Werden Euro 5 Fahrzeuge wirklich verboten? Wie sieht es mit Oldtimern und Wohnmobilen aus? Bekommen die wie bei den Umweltzonen eine Ausnahmegenehmigung?

Ihr seht schon: alles keine leichte Sache. Es gibt einiges zu berücksichtigen. Hilfreich neben einigen Facebook Gruppen (auch wenn ich versuche Facebook zu vermeiden) ist die Seite Passport Diary von Paul Nitzschke. Dort findet ihr viele nützliche Informationen zum Camperausbau, eine aktive Community und einige Beispiele für fertige Camper. Paul hat sogar 2 Bücher zum Thema geschrieben, die Ihr über die Seite beziehen könnt.

Was es letztendlich bei uns wird sollten hoffentlich die nächsten Monate zeigen. Wenn Ihr uns auf diesem Weg begleiten wollt abonniert einfach dieses Blog oder besser auch noch einen oder mehrere unserer Social Media Seiten (das währe echt cool von euch). Solltet Ihr Anmerkungen haben könnt Ihr uns diese natürlich in den Kommentaren hinterlassen. Für Vorschläge und Kritik sind wir immer offen.

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